Magazinbeitrag

Krisen PR für Arbeitgeber: Strategien und bewährte Praktiken

Die moderne Arbeitswelt ist geprägt von raschen Veränderungen. Digitalisierung, soziale Medien und globalisierte Märkte haben nicht nur neue Möglichkeiten, sondern auch neue Herausforderungen für Arbeitgeber geschaffen. 

Eine dieser Herausforderungen betrifft die Krisen PR, ein Thema von entscheidender Bedeutung für moderne Arbeitgeber. Krisenkommunikation in Unternehmen betrifft nicht nur die Kunden- oder Investorenbeziehungen, sondern insbesondere auch das Verhältnis zu den eigenen Mitarbeitern.

In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit dem Konzept der Krisen PR im Kontext von Arbeitgebern auseinandersetzen. Dabei werden wir auf bewährte Strategien, praktische Tipps und Beispiele aus der realen Welt eingehen.

Zusammenfassung: 10 Fakten zu Krisen PR für Arbeitgeber

  1. Vorbeugung ist der Schlüssel: Eine effektive Krisen PR beginnt lange vor dem eigentlichen Krisenfall. Ein gut ausgearbeiteter Krisen-Kommunikationsplan kann den Unterschied zwischen einem kurzfristigen Rückschlag und einem langanhaltenden Imageschaden ausmachen.
  2. Reputation hat einen Preis: Nach Schätzungen können bis zu 25 % des Marktwertes eines Unternehmens auf seinem Ruf basieren. Eine schlechte Krisenreaktion kann somit erhebliche finanzielle Folgen haben.
  3. Geschwindigkeit zählt: In der digitalen Ära, in der Nachrichten in Sekunden verbreitet werden, ist eine schnelle Reaktion entscheidend. Eine Verzögerung kann als Unentschlossenheit oder mangelnde Transparenz interpretiert werden.
  4. Mitarbeiter sind Erstbotschafter: In Krisenzeiten sind die Mitarbeiter oft die ersten, die nach Informationen suchen und diese in ihrem Umfeld teilen. Eine klare interne Kommunikation ist daher unerlässlich.
  5. Ehrlichkeit über Perfektion: Unternehmen, die Fehler eingestehen und Korrekturmaßnahmen klar kommunizieren, ernten oft mehr Respekt als solche, die versuchen, die Situation zu beschönigen oder zu verbergen.
  6. Social Media als zweischneidiges Schwert: Während soziale Medien einen Shitstorm in Sekunden entfachen können, bieten sie auch eine Plattform, um direkt, authentisch und schnell mit Stakeholdern zu kommunizieren.
  7. Jede Krise ist einzigartig: Obwohl ein genereller Krisenplan hilfreich ist, erfordert jede Situation eine spezifische Herangehensweise. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind hierbei entscheidend.
  8. Training minimiert Risiken: Regelmäßige Schulungen der Führungskräfte und des Kommunikationsteams in Medienarbeit und Krisenkommunikation können helfen, mögliche Fallstricke zu vermeiden.
  9. Krisen PR betrifft nicht nur große Unternehmen: Auch kleinere Unternehmen können von Krisensituationen betroffen sein, sei es durch negative Bewertungen, interne Probleme oder lokale Ereignisse.
  10. Nachbereitung ist unerlässlich: Nachdem die unmittelbare Krise bewältigt ist, sollte eine gründliche Analyse erfolgen, um aus den Erfahrungen zu lernen und die Krisenstrategie entsprechend anzupassen.

Was ist Krisen PR?

Krisen PR, auch als Krisenkommunikation bezeichnet, bezieht sich auf die gezielten Kommunikationsmaßnahmen eines Unternehmens oder einer Organisation in Zeiten der Krise. Ziel dieser spezialisierten Form der Öffentlichkeitsarbeit ist es, den potenziellen Schaden für das Image und den Ruf des Unternehmens zu minimieren und das Vertrauen der verschiedenen Stakeholder – einschließlich Kunden, Geschäftspartner, Investoren und Mitarbeiter – zu erhalten oder wiederherzustellen.

Krisen können vielfältig sein: Skandale, rechtliche Probleme, Unfälle, finanzielle Misserfolge oder andere unerwartete negative Ereignisse, die das Potenzial haben, das öffentliche Vertrauen zu erschüttern oder die Betriebsabläufe zu beeinträchtigen.

Warum ist Krisen PR besonders für Arbeitgeber relevant?

Krisenkommunikation ist in der heutigen Zeit von zentraler Bedeutung für Arbeitgeber. Sie dient nicht nur der Steuerung der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch der Vertrauensbildung bei den eigenen Mitarbeitern.

Wenn Unternehmen mit einem Krisenfall konfrontiert werden, können die Folgen weitreichend sein – von einem Imageschaden durch einen Shitstorm bis hin zu Vertrauensverlusten bei Mitarbeitern und Partnern.

Erhalt des Vertrauens

Ein Fehler oder Missverständnis kann in unserer digitalisierten Welt schnell zu einem Shitstorm in der Öffentlichkeit führen. In solch heiklen Situationen wird die Kommunikationsstrategie eines Unternehmens zum Prüfstein. Pressemitteilungen und transparente Statements sind hierbei essenzielle Werkzeuge, um schnell und angemessen zu reagieren, Ängste abzubauen und das Vertrauen wiederherzustellen.

Mitarbeiterbindung

Im Krisenfall spielt die interne Krisenkommunikation eine zentrale Rolle. Seien es Massenentlassungen oder andere gravierende Veränderungen – die Mitarbeiter benötigen Orientierung und Klarheit. Ein offener und ehrlicher Dialog kann hierbei helfen, Vertrauensbrüche zu vermeiden und die Bindung zum Unternehmen zu stärken.

Rekrutierung

Die Krisenkommunikation beeinflusst maßgeblich das Image eines Unternehmens. Ein gelungenes Krisenmanagement kann zukünftige Mitarbeiter anziehen, während Kommunikationsfehler und -lücken den Ruf nachhaltig schädigen können.

Interne Arbeitsabläufe

Eine klar definierte Kommunikationsstrategie im Krisenfall sorgt dafür, dass das Tagesgeschäft möglichst ungestört weiterläuft. Das Risiko von Missverständnissen und Fehlinformationen, die sich negativ auf die Produktivität auswirken können, wird so minimiert.

Externe Wahrnehmung

Die Reaktionen auf einen Krisenfall werden nicht nur von Mitarbeitern, sondern auch von der breiten Öffentlichkeit beobachtet. Kunden, Partner und Investoren beurteilen Unternehmen auch anhand ihrer Krisen PR. Ein souveräner Umgang mit schwierigen Situationen kann hier das Unternehmensimage schützen und sogar stärken.

Rechtliche und finanzielle Aspekte

Eine unzureichende Krisenkommunikation kann rechtliche Konsequenzen haben, insbesondere wenn es um Themen wie Arbeitsrecht, Datenschutz oder Unternehmenskommunikation geht. Pressemitteilungen und andere öffentliche Stellungnahmen müssen juristischen Standards genügen. 

Ein unsachgemäßes Krisenmanagement kann nicht nur zu einem Imageschaden führen, sondern auch zu rechtlichen Konsequenzen und finanziellen Einbußen.

Krisen PR für Arbeitgeber ist nicht nur ein Werkzeug zur Schadensbegrenzung, sondern auch eine Möglichkeit, Führungsstärke zu zeigen, das Vertrauen der Mitarbeiter zu stärken und das Image des Unternehmens sowohl intern als auch extern positiv zu beeinflussen. Ein proaktiver und strategischer Ansatz in der Krisenkommunikation ist daher für Arbeitgeber von unschätzbarem Wert.

Strategien für effektive Krisen-PR

In Zeiten der Krise ist es entscheidend, dass Arbeitgeber die richtigen Schritte unternehmen, um den Schaden zu begrenzen und das Vertrauen ihrer Stakeholder wiederherzustellen. Hier sind einige bewährte Strategien:

  1. Vorbereitung: Der erste Schritt für eine effektive Krisen PR ist die Vorbereitung. Unternehmen sollten potenzielle Krisenszenarien identifizieren und detaillierte Kommunikationspläne für jeden Fall entwickeln. Dies beinhaltet die Festlegung von Verantwortlichkeiten, Kommunikationswegen und vorbereiteten Pressemitteilungen.
  2. Transparenz: In einer Krise ist es wichtig, offen und ehrlich zu kommunizieren. Unternehmen sollten alle verfügbaren Informationen teilen und sich nicht hinter Ausflüchten oder Fachjargon verstecken. Ein ehrlicher Umgang mit Fehlern und eine klare Kommunikation über die nächsten Schritte können das Vertrauen in das Unternehmen wiederherstellen.
  3. Schnelligkeit: In Zeiten von sozialen Medien und Echtzeit-Kommunikation kann jede Verzögerung den Imageschaden erhöhen. Unternehmen sollten daher so schnell wie möglich reagieren, um die Kontrolle über die Narrative zu behalten.
  4. Zielgruppenorientierung: Je nach Krisenfall gibt es verschiedene Stakeholder, die informiert werden müssen – von Mitarbeitern über Kunden bis hin zu Investoren. Die Kommunikation sollte jeweils angepasst und zielgerichtet sein.
  5. Überwachung der Medienlandschaft: Durch das Monitoring von sozialen Medien, Blogs und traditionellen Medien kann ein Unternehmen schnell auf Entwicklungen reagieren, bevor sie zu einem Shitstorm eskalieren.
  6. Training: Regelmäßige Schulungen für Führungskräfte und Kommunikationsteams können sicherstellen, dass im Krisenfall jeder weiß, was zu tun ist. Dies umfasst auch Medientrainings, um zu gewährleisten, dass die Botschaften effektiv übermittelt werden.
  7. Nachbereitung: Nachdem die unmittelbare Krise vorbei ist, sollten Unternehmen eine Analyse durchführen, um zu verstehen, was gut gelaufen ist und wo Verbesserungen möglich sind. Das Feedback von Stakeholdern kann hierbei wertvolle Einsichten bieten.
  8. Einbindung von Experten: In besonders schweren Krisenfällen kann es sinnvoll sein, externe Kommunikationsexperten oder PR-Agenturen einzubeziehen, die Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen haben.
  9. Regelmäßige Aktualisierung der Kommunikationsstrategie: Die Medienlandschaft und die Erwartungen der Öffentlichkeit ändern sich ständig. Daher sollte die Kommunikationsstrategie regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Praxisbeispiele erfolgreicher Krisen PR

Um die Konzepte der Krisen PR für Arbeitgeber besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf einige reale Beispiele aus verschiedenen Branchen.

Beispiel 1: Volkswagen und der Abgasskandal

Volkswagen, einer der weltweit größten Automobilhersteller, sah sich 2015 mit einem massiven Imageproblem konfrontiert, als herauskam, dass das Unternehmen bei Abgastests betrogen hatte. Die Krise hätte das Ende für das Unternehmen bedeuten können, aber Volkswagen reagierte mit einer offenen Entschuldigung, einem klaren Aktionsplan zur Lösung des Problems und einer umfassenden Rückrufaktion. Obwohl das Vertrauen der Verbraucher erschüttert wurde, konnte Volkswagen die Krise überwinden und seine Reputation langsam wieder aufbauen.

Beispiel 2: Starbucks und ein Rassismusvorfall

Starbucks geriet 2018 in die Schlagzeilen, als zwei schwarze Männer in einem Starbucks-Café in Philadelphia verhaftet wurden, während sie auf einen Freund warteten. Das Unternehmen reagierte sofort, entschuldigte sich öffentlich, schloss Filialen für Schulungen zum Thema Rassismus und arbeitete eng mit Gemeindeorganisationen zusammen. Diese schnelle und nachhaltige Reaktion half Starbucks dabei, das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten und sein Image als sozial verantwortliches Unternehmen zu bewahren.

Beispiel 3: Airbnb und die COVID-19-Pandemie

Die COVID-19-Pandemie traf die Reisebranche schwer, und Airbnb war keine Ausnahme. Das Unternehmen sah sich mit Stornierungen, finanziellen Herausforderungen und Beschwerden von Vermietern und Gästen konfrontiert. Airbnb reagierte, indem es eine flexible Stornierungsrichtlinie einführte, um Kunden entgegenzukommen, und finanzielle Unterstützung für Vermieter bereitstellte. Diese Maßnahmen halfen dabei, das Vertrauen der Nutzer zu erhalten und das Unternehmen durch die Krise zu navigieren.

Tipps und Tricks für Arbeitgeber

Abschließend möchten wir einige Tipps und Tricks für Arbeitgeber präsentieren, um effektive Krisen PR zu gewährleisten:

Designierter Krisen-Sprecher: Legen Sie fest, wer im Unternehmen bei einer Krise das Wort ergreift. Dies sollte eine Person sein, die das Vertrauen der Mitarbeiter und Stakeholder genießt und geübt ist im Umgang mit den Medien.

Menschlichkeit zeigen: Krisen betreffen Menschen. Zeigen Sie Empathie und Verständnis. Authentizität und Ehrlichkeit werden oft mehr geschätzt als polierte, unpersönliche Statements.

Fehler eingestehen: Niemand erwartet, dass Sie perfekt sind. Wenn ein Fehler gemacht wurde, geben Sie ihn zu, entschuldigen Sie sich und teilen Sie mit, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu beheben.

Enger Kontakt zu Multiplikatoren: Journalisten, Blogger oder Meinungsführer können Ihre Botschaft verbreiten. Pflegen Sie gute Beziehungen zu diesen Akteuren und stellen Sie sicher, dass sie stets gut informiert sind.

Testen Sie Ihren Plan: Führen Sie regelmäßig Simulationen von Krisensituationen durch. So können Sie Schwachstellen erkennen und Ihren Plan kontinuierlich verbessern.

Fazit

Krisen PR ist für Arbeitgeber von entscheidender Bedeutung, um ihr Image, die Mitarbeiterbindung und die Rekrutierung zu schützen. Eine kluge Vorbereitung, transparente Kommunikation und Empathie sind Schlüsselkomponenten erfolgreicher Krisen PR. 

Durch das Lernen aus Praxisbeispielen und die Anwendung bewährter Strategien können Arbeitgeber die Herausforderungen, die mit Krisensituationen einhergehen, erfolgreich bewältigen und gestärkt daraus hervorgehen.

FAQ

Wie funktioniert Krisenkommunikation?

Krisenkommunikation ist ein spezialisierter Bereich der Unternehmenskommunikation, der sich darauf konzentriert, in Krisensituationen effektiv zu kommunizieren. Es geht darum, Informationen zeitnah, transparent und authentisch an die relevanten Zielgruppen zu übermitteln, um den Schaden für das Unternehmen zu minimieren und das Vertrauen der Stakeholder zu bewahren oder wiederherzustellen. 

Ein effektiver Krisenkommunikationsplan beinhaltet im Allgemeinen eine klare Botschaft, vordefinierte Kommunikationskanäle und eine strukturierte Reaktionsstrategie für unterschiedliche Szenarien.

Welche Krisenformen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Krisen, die ein Unternehmen betreffen können. Einige der häufigsten sind:

  • Reputationelle Krisen: Wenn das öffentliche Vertrauen in das Unternehmen erschüttert wird, oft durch negative Medienberichte oder Meinungen.
  • Operative Krisen: Unfälle, technische Ausfälle oder Produktprobleme, die den Betrieb beeinflussen.
  • Finanzielle Krisen: Wirtschaftliche Probleme, die die finanzielle Stabilität des Unternehmens bedrohen.
  • Personelle Krisen: Probleme, die durch das Verhalten von Mitarbeitern, Führungskräften oder anderen Stakeholdern verursacht werden.
  • Naturkatastrophen: Unvorhersehbare Ereignisse wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Pandemien, die den Betrieb beeinträchtigen.

Was tun gegen schlechte PR?

Bei schlechter PR ist es wichtig, proaktiv und transparent zu agieren. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können:

  1. Analyse: Ermitteln Sie die Ursache der negativen PR und ihren Ursprung.
  2. Schnelle Reaktion: Zeit ist in solchen Situationen oft entscheidend. Reagieren Sie umgehend auf negative Berichterstattung oder öffentliche Kritik.
  3. Offene Kommunikation: Seien Sie ehrlich und transparent in Ihrer Kommunikation, vermeiden Sie es, Probleme zu verschleiern.
  4. Korrekturmaßnahmen: Zeigen Sie, welche Schritte unternommen werden, um das Problem zu beheben und zukünftige Vorfälle zu vermeiden.
  5. Feedback: Hören Sie Ihrem Publikum zu und nehmen Sie Kritik ernst.

Was kann zu einer Krise führen?

Eine Krise kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter:

  • Interne Fehlentscheidungen: Fehler in der Unternehmensführung oder mangelnde Compliance können zu schwerwiegenden Konsequenzen führen.
  • Externe Ereignisse: Naturkatastrophen, politische Unruhen oder wirtschaftliche Veränderungen.
  • Technologische Probleme: Datenverletzungen oder technische Ausfälle.
  • Menschliches Versagen: Fehlverhalten von Mitarbeitern oder Führungskräften.
  • Marktveränderungen: Plötzliche Veränderungen im Marktumfeld oder bei den Verbraucherpräferenzen.
  • Negative Berichterstattung: Einflussreiche negative Medienberichte oder virale Social-Media-Kampagnen.

Jede dieser Situationen erfordert eine sorgfältige Überlegung und eine angepasste Kommunikationsstrategie.

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